Dein täglich Brot – backe es dir selbst
Gerne erinnert sich Jörg Plesse an seine Kinderzeit. Er wuchs mit mehreren Geschwistern
auf. Sein Vater, im Hauptberuf einer ganz anderen Zunft zugehörig, leitete in den ehemaligen ostdeutschen Bundesländern eine Konditoreischule. Die Familie partizipierte.
Nach und nach lernte der Familienvater von seinen Schülern die hohe Kunst des Backens
und inspirierte damit die Familie. Jörg Plesse scheint es ihm nachzutun. Im Hauptberuf
Fachagrarwirt für Baumpflege und seit 20 Jahren als Baumsachverständiger tätig,
mittlerweile zertifizierter Natur- und Landschaftsführer und Limes Cicerones, veranstaltet
Natur- und Landschaftsführungen und Workshops zur Verwendung essbarer Wildpflanzen in
der Küche, Obst- und Jungbaumpflege, Räucherkerzen selbst herstellen und nun auch Brot
backen zu Hause.
Die Idee war ursprünglich, sich vom beruflichen Alltag zu entspannen und
weniger industriell hergestelltes Brot zu essen.
Schon vor tausenden von Jahren begann der Mensch mit dem systematischen Anbau von Getreide zur eigenen Ernährung. Aus dem gemahlenen Getreide mit Wasser vermengt, entstand Brei. Später wurde der Brei auf heißen
Steinen oder in der Asche als Fladenbrot gebacken. Zwei Erfindungen veränderten das
Brotbacken entscheidend. Die eine war der Bau von Backöfen. Auf den Steinen ließen sich
nur flache Brote backen. Ein runder Laib muss von der Hitze ganz umschlossen sein.
Die weitere wichtige Entdeckung war die Wirkung von Hefen. Das alles erklärte Jörg Plesse bei
seinem Brotback-Workshop am Samstag in Obernhof.
Er sprach davon, dass viele Menschen sich nicht trauen, in das Backen des eigenen Brotes einzusteigen.
Der Workshop fand in der Pension Fumiko in Obernhof statt, war aber eine private Veranstaltung bei der Gastgeberin.
Das soll immer so sein, damit die Teilnehmerinnen oder Teilnehmer, auch Männer sind gerne
gesehen, daheim am eigenen Herd sehen. „Dass es euch in eurer Küche gelingt, solch
schöne und vor allem leckere Brote zu backen und ihr dies jederzeit reproduzieren könnt.“
Jörg Plesse brachte alle notwendigen Zutaten mit. Es musste nur noch der Backofen, etwas
Wasser, Zeit und vor allem Lust am Selberbacken mitgebracht werden beziehungsweise
vorhanden sein. Als Mehl verwendeten die Teilnehmer die Mehle von Biomehle-Doll aus der
Justusmühle und Bio-Frischhefe sowie Bio-Brotgewürze. Schritt für Schritt erklärte Jörg
Plesse die Zubereitung. Kleine Teilnehmerzahlen, zwei bis drei Personen, in Obernhof waren
es vier Frauen, sie begannen bei Seminarbeginn mit der Teigherstellung, dann, sehr wichtig:
Dem Teig Zeit geben, sich zu entwickeln. Früher sagte man „zu gehen“. Danach konnte der
Teig ausgearbeitet werden, geformt und gebacken.
Und wirklich: Die Teilnehmerinnen fanden es einfach, aus den verschiedenen Grundzutaten
Mehl, Wasser, Hefe und/oder Sauerteig, Salz, Kräutern oder Gewürzen wirklich gutes und
schmackhaftes Brot nach eigenem Geschmack in Bioqualität daheim zu backen. Jörg Plesse
gab eine weitere Perspektive für die Zukunft der Workshops: Er möchte einen mobilen
Holzbackofen anschaffen. „Noch muss ich ein bisschen sparen dafür, aber die Idee wird
umgesetzt werden“, so der Veranstalter.
Wer sich für seinen Brotback-Workshop interessiert findet weitere Termine auf seiner
Internetseite www.krautundbaum.de .
Uschi Weidner
Zu dem Foto: Das hatten sich die Teilnehmerinnen verdient: Das fertige Brot und die Rezepte durften sie mit
nach Hause nehmen. Ein ganz einfaches Rezept, das „Simpli-Hausbrot“, mit Zutaten, wie sie in jedem Haushalt
vorhanden sein dürften, gerne zum Nachbacken
Foto: Uschi Weidner
Die Körpersprache der Bäume erkundet
Haben wir uns schon einmal Gedanken darüber gemacht, wie der ideale Baum aussieht? Denken wir dabei an die Zeichnungen aus unserer Kindheit, die den Stamm gerade gewachsen in einer proportional zur umfangreichen, meist kreisrunden Krone passenden Form zeigte? Diese Bäume sind nicht die Regel. Der reale Baum ist verdreht, schief, verwachsen, gerissen, verknorzt, schlank oder auch korpulent. Jörg Plesse ist Fachagrarwirt für Baumpflege und arbeitet seit 20 Jahren als Baumsachverständiger. Weiterhin ist er vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum zertifizierter Natur- und Landschaftsführer und LimesCicerones.
Auf dem Weg von Obernhof an der Lahn vom Wanderparkplatz „Adelan“ oder „Himmelsberg“ 250 Meter hinter dem Ortsausgang Obernhof in Richtung Nassau umrundete eine kleine Wanderschar auf dem historischen Weg den Adelan und erfuhr viele interessante Details zu den Bäumen und ihrer Körpersprache. Ganz nebenbei konnten die Wanderer die herrliche Natur des Lahntals genießen und sogar Informationen über den neu angelegten Weinberg und zum Weinbau an der Lahn erfahren. Neben dem Wein ist „Kraut am Wegesrand“ ein weiteres Spezialgebiet von Jörg Plesse. Im nächsten Jahr absolviert er an der Hochschule Nürtingen eine Ausbildung zum Fachberater für Selbstversorgung mit essbaren Wildpflanzen.
Was hat es nun aber auf sich mit der Abweichung von der Idealform. Warum wachsen unsere Bäume so, wie wir sie sehen? Die Umwelt beeinflusst die Wachstumsbedingungen und gibt ihnen dazu die Möglichkeit, auf Schäden zu reagieren. Es ist die Überlebensstrategie der Bäume. Sie reagieren auf Schwerkraft/Luftdruck, Licht, menschliche Umwelteinflüsse, Wind, Klimazonen, Wasser, Hydrologie oder geomantische Einflüsse. Geomantie bezeichnet die Lehre zu Kraftorten und ihren Einfluss auf Bäume. Jörg Plesse erklärte, dass der genetisch festgelegte Habitus des Baumes zum ständigen Kampf der Einzeltriebe über die Vorherrschaft im Reich der Baumkrone führt. Zum Phototropismus, dem Bestreben, dem Licht entgegenzuwachsen, dem Hydrotropismus, dem Bestreben der Wurzeln, in Richtung der höchsten Bodenfeuchte entgegenzuwachsen. Er ging auf natürliche, unberechenbare mechanische Belastungen des Baumes ein, auf die Bestandteile des Stammholzes, erklärte die Begriffe „Lignin“ und „Zellulose“ bei Laub- und Nadelbäumen an Fundstücken zum Anfassen. Auch was ein „Zwiesel“ ist, als Nahtstelle zwischen zwei Ästen/Stämmen, eine Astanbindung oder ein „Abschiedskragen“. Ein kleines Buch „Stupsi erklärt den Wald“ von Claus Mattheck, in welchem ein Igel die Körpersprache der Bäume lehrt, verdeutlichte hier und da komplizierte Sachverhalte und Mechanismen.
Ein wunderbarer Spaziergang, der biomechanische Vorgänge nachhaltig und sinnvoll erklärte und den Blick intensiver auf den Wald und die Natur lenkte. Bestimmt bleibt er durch die Bildhaftigkeit durchaus im Gedächtnis und weckt das Bedürfnis nach mehr Informationen.
Wer mehr erfahren möchte: Seine neue Homepage ist www.natur-und-mensch.de (Homepage geändert in: www.krautundbaum.de)
Die ersten Inhalte werden dort ganz aktuell ab Dienstag, dem 3. September zur Verfügung stehen. Hier wird Jörg Plesse weitere Baumwanderungen ankündigen.
Text und Foto - Uschi Weidner